Als Kind der frühen 1970er Jahre wurde mir beigebracht, dass bestimmte Dinge wertvoll sind und mit diesen achtsam umzugehen ist. Egal, ob es dabei um Gegenstände ging, die sich in meinem Besitz befanden oder schlichtweg um die Natur. Niemals wäre mir eingefallen, etwas bewusst zu beschädigen oder Müll im Wald zu hinterlassen. Meine Erziehung hat auch meine Berufswahl geprägt. Als ein von Kindesbeinen an vom Wald Faszinierter, studierte ich Forstwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien. Insbesondere war ich vom Konzept der Nachhaltigkeit begeistert. Einer Idee, die von der Forstwirtschaft vor gut 300 Jahren aufgrund der Knappheit des Rohstoffes Holz entwickelt wurde und seither als wesentlicher Eckpfeiler der Waldbewirtschaftung gilt. Der Grundgedanke dabei ist, dass in einem Wald nur so viele Bäume abgeholzt werden sollen, wie in absehbarer Zeit nachwachsen können. Dadurch soll langfristig der Bestand des Waldes sichergestellt werden. Heute stellt der Waldsektor (Forst-Holz-Papier) eine wichtige Rolle für Österreichs Wirtschaft dar. Er bietet über 300.000 Menschen ein Einkommen, vor allem im ländlichen Raum.
Das Konzept der Nachhaltigkeit wurde mittlerweile von vielen anderen Wirtschaftsbereichen übernommen. Eine “nachhaltige Entwicklung” zielt gemäß heutigem Verständnis darauf ab, verantwortungsbewusst mit begrenzten Ressourcen umzugehen, damit heutige und künftige Generationen weltweit ein Leben entsprechend ihren Bedürfnissen führen können.
Genau dieser Idee widerspricht aber unsere heutige Konsumgesellschaft. Sie bedingt, dass immer mehr Produkte möglichst billig produziert werden, was auch im Interesse der Hersteller steht. Sie wollen schließlich möglichst viel davon verkaufen und Profite maximieren. Aus diesem Grund sind auch immer weniger Produkte reparabel – Stichwort „geplante Obsoleszenz“. Direkt damit verbunden ist ein Raubbau an wertvollen natürlichen Ressourcen.
Und genau hier kommen mechanische Uhren ins Spiel, denn sie bilden einen Kontrapunkt zu dieser Entwicklung. Entsprechend gut behandelt, sind sie geeignet, Generationen zu überdauern. Uhren sind komplexe technische Meisterwerke, bei denen ein Teil in den anderen greift und die Einzelteile perfekt harmonieren müssen. Ganz ähnlich einem gesunden, natürlichen Ökosystem. Bei der Produktion kommen kaum Materialien zu Einsatz, die unsere Umwelt nachhaltig schädigen. Viele Manufakturen hochwertiger mechanischer Uhren haben ihren Sitz in Europa, wodurch hier hochqualifizierte Arbeitsplätze geschaffen und gesichert werden. Zumindest innerhalb Europas sind die Transportwege kurz, was wiederum den CO2-Fußabdruck geringhält. Vor allem aber sind mechanische Uhren reparabel. Sie sind eben keine Wegwerfprodukte, sondern Investitionen für ein ganzes Leben oder gar mehr.
All diese Eigenschaften machen mechanische Uhren zu nachhaltigen Produkten, ähnlich dem Holz, das unseren Wäldern entnommen wird. Aus genau diesem Grund lassen sie mein Herz höherschlagen. Was gibt es Schöneres, als diese Kunstwerke zu betrachten, sie zu spüren oder sich mit Gleichgesinnten darüber auszutauschen?
Und ja, da wo viel Licht, gibt es auch Schatten. Nicht in allen Bereichen läuft es perfekt, weder in der nachhaltigen Waldbewirtschaftung noch in der Uhrenbranche. Aber solange es Menschen gibt, die sich Wäldern oder Uhren mit ganzem Herzen widmen, sehe ich der Zukunft entspannt entgegen.
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